Ich hatte vor kurzem die große Freude und Ehre, mich mit der österreichischen Nationalrätin Muna Duzdar auszutauschen. Schon seit Jahren tauschen wir uns immer wieder zu thematischen Überschneidungen, insbesondere zu sozialen Fragen und Klimaschutz aus. Dieses Mal stand ein Thema im Fokus, das auf den ersten Blick vielleicht nicht unmittelbar mit Klimafolgen in Verbindung gebracht wird: der Gaza-Konflikt.
Doch gerade dieser Konflikt zeigt eindrücklich, wie Krieg und Gewalt nicht nur menschliches Leid verursachen, sondern auch ökologische und klimatische Dimensionen haben. Die Zerstörung von Infrastruktur, die Emissionen durch militärische Operationen und die langfristige Belastung der Umwelt wirken wie ein Brennglas für die globalen Folgen von Konflikten.
Der Nahostkonflikt ist somit nicht nur ein geopolitisches Problem, sondern ein Spiegel dafür, wie eng humanitäre Not, politische Machtspiele und Klimakrise miteinander verwoben sind. Frieden wird hier nicht zum Luxus, sondern zur Notwendigkeit – für Menschen, Stabilität und den Schutz unseres Planeten.
Historischer Rückblick: Die Wurzeln des Gaza-Konflikts
Die Geschichte des Gaza-Konflikts reicht über ein Jahrhundert zurück und ist geprägt von Vertreibung, Besatzung und wiederkehrender Gewalt. Nach der Gründung Israels 1948 kam es zur Nakba – der massenhaften Enteignung von Land und Eigentum von Hunderttausenden Palästinenserinnen und Palästinensern. Viele flohen in den Gazastreifen, der damals unter ägyptischer Verwaltung stand, während andere in Flüchtlingslagern in der Region Schutz suchten. Diese historischen Traumata prägen bis heute das kollektive Gedächtnis und die politische Rhetorik beider Seiten.
Die israelische Besetzung des Westjordanlands und Gazas nach dem Sechstagekrieg 1967 verschärfte die Spannungen. Israel baute Siedlungen, errichtete militärische Kontrollpunkte und schränkte die Bewegungsfreiheit der Palästinenser massiv ein. Gleichzeitig formierten sich Widerstandsbewegungen, darunter die Hamas, die im Gazastreifen politische Kontrolle erlangte. Wiederkehrende Gewaltzyklen stützen sich auf alte Narrative von Vertreibung, Bedrohung und Rache.
Auch internationale Akteure trugen zu dieser Dynamik bei. Britische Kolonialpolitik, UNO-Resolutionen und die geopolitischen Interessen regionaler Mächte verschärften die Komplexität des Konflikts. Für die Bevölkerung bedeutet das Jahrzehnte instabiler Lebensbedingungen, eingeschränkter Bewegungsfreiheit und systematischer wirtschaftlicher Benachteiligung.
1993 vermittelte Bill Clinton ein historisches Treffen zwischen Israels Premierminister Jitzchak Rabin und dem PLO-Vorsitzenden Jassir Arafat – die Hoffnungen auf Frieden waren groß. [The Guardian, 2025]
Dieser historische Rückblick zeigt: Der Gaza-Konflikt ist kein isoliertes Ereignis, sondern das Ergebnis langjähriger politischer Entscheidungen, Vertreibungen und Machtkämpfe. Wer Frieden erreichen will, muss die historischen Zusammenhänge verstehen, um nachhaltige Lösungswege zu entwickeln [The Guardian, 2025].
Israel-Hamas Krieg: Wo stehen wir heute?
Der aktuelle Krieg zwischen Israel und der Hamas hat den Gazastreifen erneut in eine humanitäre und politische Krise gestürzt. Seit 2023 eskalieren Luftangriffe, Raketenbeschuss und militärische Operationen auf beiden Seiten. Die Zivilbevölkerung trägt die Hauptlast: Krankenhäuser sind überfüllt, Trinkwasser und Stromversorgung instabil, und viele Menschen leben unter ständiger Bedrohung.
Die Ursachen für diese Eskalation sind komplex. Israel begründet seine Angriffe mit der Sicherung der eigenen Bevölkerung und der Zerschlagung terroristischer Strukturen. Die Hamas wiederum verteidigt die palästinensische Bevölkerung gegen die Besatzungspolitik und Blockaden. Diese Spirale aus Gewalt, Vergeltung und Machtinteressen erschwert eine langfristige Stabilisierung der Region.
Vergleich zerstörter Gebiete im Gazastreifen zwischen Oktober 2023 und Oktober 2025. [BBC, 2025]
Die Situation zeigt deutlich, dass militärische Mittel allein keine Sicherheit bringen. Wiederkehrende Angriffe zerstören nicht nur Infrastruktur, sondern verschärfen auch wirtschaftliche Not, psychische Belastung und die Fluchtbewegungen innerhalb der Region. Gleichzeitig verkomplizieren internationale Unterstützungsleistungen, etwa aus den USA, die politische Dynamik und verschieben Machtverhältnisse zugunsten Israels, was eine friedliche Lösung zusätzlich erschwert.
Die Eskalation des Krieges unterstreicht, dass kurzfristige Waffenruhen die eigentlichen Ursachen nicht lösen. Ohne strukturelle Änderungen – politische Kompromisse, humanitäre Hilfe und internationale Vermittlung – bleibt die Region in einem Teufelskreis aus Gewalt und Leid gefangen [Encyclopedia Britannica, 2025].
Genozid an Palästinensern: Die humanitäre Dimension
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist dramatisch und eskaliert zunehmend. Laut Amnesty International erfüllen die Angriffe Israels auf Gaza Kriterien eines Genozids. Dabei werden systematisch zivile Infrastruktur, medizinische Einrichtungen und Wohngebiete zerstört. Tausende Tote und Verletzte sind die Folge, viele davon Kinder. Die humanitäre Hilfe kommt nur eingeschränkt an, da Kontrollpunkte, Blockaden und militärische Operationen den Zugang behindern.
Trümmerwege im Gazastreifen zeigen das Ausmaß der Zerstörungswucht israelischer Angriffe auf zivile Strukturen. [Tagesschau, 2025]
Die langfristigen Folgen sind verheerend: traumatisierte Kinder, zerstörte Schulen, mangelnde medizinische Versorgung und die Unterbrechung der wirtschaftlichen Lebensgrundlagen. Jede Eskalation vertieft die Armut und führt zu nachhaltigen sozialen und psychologischen Schäden. Die Lage verdeutlicht, dass Krieg nicht nur kurzfristige Gewalt bedeutet, sondern Generationen prägt und die gesellschaftliche Entwicklung hemmt.
Zudem wird der Konflikt oft international unterschiedlich bewertet. Während manche Staaten humanitäres Leid anerkennen, blockieren politische und wirtschaftliche Interessen Sanktionen oder wirksame Maßnahmen gegen die Verantwortlichen. Diese globale Doppelmoral verstärkt das Gefühl von Ungerechtigkeit und Ohnmacht unter der palästinensischen Bevölkerung und erschwert diplomatische Lösungswege [Amnesty International, 2024].
Rechtspopulisten nicht aufzuhalten: Die internationale Doppelmoral
Der Gaza-Konflikt zeigt, wie stark rechtspopulistische Tendenzen in Israel die Eskalation vorantreiben. Radikale Kräfte innerhalb der Regierung und Gesellschaft legitimieren Gewalt gegen die palästinensische Bevölkerung, teilweise sogar offen. Laut Al Jazeera wurden gezielte Angriffe auf zivile Einrichtungen dokumentiert, doch internationale Sanktionen und Verurteilungen bleiben weitgehend aus. Politische Entscheidungsträger wägen wirtschaftliche Interessen gegen moralische Verpflichtungen ab – oft zugunsten der erstgenannten [Al Jazeera, 2024].
Ein Beispiel ist die Haltung der EU und einzelner Mitgliedsstaaten. Das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Israel regelt seit 2000 die bilaterale Zusammenarbeit, wobei Artikel 2 ausdrücklich die „Achtung der Menschenrechte und demokratischer Prinzipien“ als verbindliche Voraussetzung vorschreibt. Trotz Berichten über massive Angriffe auf Zivilisten und zerstörte Infrastruktur verweigern einige Staaten, darunter auch Österreich, Sanktionen gegen Israel. Kritiker sehen wirtschaftliche Interessen, etwa in Rüstungs- und Technologiebereichen, als dominierenden Faktor [ORF, 2025].
Die Gründer von Dream (v.l.n.r.): Gil Dolev, Shalev Hulio und Sebastian Kurz. [Handelsblatt, 2025]
Ein gutes Beispiel dafür ist das frühere Start-up Unternehmen im Bereich Cybersecurity von Ex-Kanzler Sebastian Kurz in Israel, das mittlerweile Milliardenbewertungen erreicht hat. Das Unternehmen ist tief in israelische Tech- und Sicherheitsnetzwerke eingebunden, die offenbar auch politische Entscheidungsträger in Österreich erreichen. Solche Verbindungen verstärken die Hemmschwelle für Sanktionen oder kritische Positionierungen, da wirtschaftliche und strategische Interessen das politische Handeln überlagern. Kritiker sprechen von einem „Netzwerk-Effekt“, bei dem wirtschaftliche Verflechtungen und persönliche Kontakte Einfluss auf außenpolitische Entscheidungen ausüben – ein Faktor, der die Doppelmoral der EU und einzelner Mitgliedsstaaten im Umgang mit Israel zusätzlich erklärt. [Handelsblatt, 2025].
Bei Ländern wie Russland oder Iran reagiert die EU schnell und entschieden, bei Israel bleiben Maßnahmen aus. Diese Doppelmoral untergräbt die Glaubwürdigkeit internationaler Menschenrechtsnormen und sendet ein fatales Signal: Gewalt gegen Zivilisten kann ungestraft bleiben, wenn geopolitische Interessen es erlauben. Nationalistische Narrative innerhalb Israels verschärfen die Spirale zusätzlich und legitimieren militärische Aggressionen.
Die Rolle der USA
Die Vereinigten Staaten spielen im Gaza-Konflikt eine zentrale Rolle, insbesondere durch massive militärische Unterstützung Israels. Laut dem Quincy Institute belief sich die US-Militärhilfe an Israel zwischen Oktober 2023 und September 2025 auf mehrere Milliarden US-Dollar, inklusive modernster Waffensysteme. Diese Unterstützung stärkt Israels militärische Handlungsfreiheit und trägt maßgeblich zur Eskalation des Konflikts bei.
U.S. Militärhilfen für Israel im Zeitraum Oktober 2023 – September 2025. [Quincy Institute, 2025]
Die US-Hilfe wird offiziell mit der Sicherung Israels und der Stabilität in der Region begründet. Kritiker argumentieren jedoch, dass die einseitige Unterstützung zu einer Verschiebung des Machtgleichgewichts führt und die Chancen auf eine gerechte Lösung für die palästinensische Bevölkerung massiv verringert. Politische Entscheidungsträger in Washington verknüpfen strategische Partnerschaften, wirtschaftliche Interessen und innenpolitische Erwägungen, wodurch militärische Unterstützung trotz internationaler Kritik kontinuierlich fließt.
Die Abhängigkeit Israels von US-Hilfe zeigt, wie geopolitische Interessen Friedensbemühungen behindern. Solange die militärische Überlegenheit garantiert ist, fehlen Anreize, auf diplomatische Lösungen wie Waffenruhen oder Verhandlungen einzugehen. Gleichzeitig signalisieren die USA, dass Menschenrechtsverletzungen gegen Palästinenserinnen und Palästinenser in Kauf genommen werden, solange strategische Partnerschaften aufrechterhalten bleiben.
Diese Dynamik trägt nicht nur zur Verlängerung des Konflikts bei, sondern verschärft auch die humanitäre Krise und die Klimabelastung in Gaza. Friedensinitiativen und Deeskalationsbemühungen werden so untergraben [Quincy Institute, 2025].
Wer bestimmt also über Krieg und Frieden?
Der Gaza-Konflikt zeigt, dass Krieg und Frieden in der Region nicht allein von den direkt beteiligten Parteien abhängen. Internationale Machtakteure haben entscheidenden Einfluss auf die Eskalation oder Deeskalation des Konflikts. Die USA etwa sichern Israel durch massive militärische Unterstützung ab, während wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten die Handlungsspielräume anderer Staaten einschränken. Israel kann sich daher oft wie ein „Berserker“ verhalten, der weiß, dass Rückendeckung vorhanden ist.
US-Präsident Donald Trump und Israels Premierminister Benjamin Netanyahu sprechen im Vermeil Room – Netanyahu äußert Bedauern über den Tod eines katarischen Soldaten und verspricht Zurückhaltung für die Zukunft. [JNS, 2025]
Eine Schlüsselrolle spielt mittlerweile auch Katar, das durch Vermittlung, humanitäre Hilfen und diplomatische Netzwerke die Verhandlungen zwischen Israel, Hamas und internationalen Akteuren steuert. Im September 2025 griff Israel mit Luftangriffen auf Hamas-Führungsmitglieder in Katars Hauptstadt Doha, was die Souveränität Katars verletzte und zu diplomatischen Spannungen führte [ORF, 2025]. Netanjahu musste sich öffentlich bei Katar entschuldigen, weil die USA wirtschaftlich und militärisch eng mit Katar verflochten sind. Israels militärische Überlegenheit wurde dadurch relativiert: Ohne die Unterstützung Katars laufen selbst strategische Aktionen Gefahr, politisch und diplomatisch ins Leere zu laufen [JNS, 2025].
Diese Konstellation zeigt, dass Frieden oder Krieg in Gaza nicht nur von lokalen Akteuren abhängt, sondern stark durch internationale Interessen und diplomatische Machtspiele geprägt ist. Das Ergebnis dieser komplexen Verflechtungen war schließlich die Vereinbarung einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, vermittelt durch Katar und unterstützt durch internationalen Druck [IPG Journal, 2025].
Waffenruhe wird immer wieder verletzt
Die humanitäre Lage in Gaza hängt entscheidend von der Einhaltung vereinbarter Waffenruhen ab. Doch diese Feuerpausen sind brüchig und werden häufig verletzt, wodurch die Versorgung der Bevölkerung massiv beeinträchtigt wird. Trotz internationaler Vermittlungsbemühungen werden Angriffe auf Wohngebiete, Infrastruktur und medizinische Einrichtungen dokumentiert, oft nur wenige Stunden oder Tage nach Beginn einer Waffenruhe [Tagesschau, 2025].
Die wiederholten Verletzungen zeigen ein systemisches Problem: Weder Israel noch die Hamas handeln isoliert. Auf lokaler Ebene erschweren interne Machtkämpfe und unterschiedliche militärische Einheiten die Umsetzung von Vereinbarungen. Selbst kleinere Provokationen oder größere militärische Operationen, wie zuletzt durchgeführte israelische Luftangriffe, können die fragile Balance sofort zerstören [Investing.com, 2025].
Die humanitäre Hilfe hängt direkt von der Einhaltung der Feuerpausen ab. Nur wenn die Waffenruhe zuverlässig respektiert wird, können lebenswichtige Lieferungen von Nahrung, Wasser, Medikamenten und medizinischem Personal Gaza erreichen. Wiederholte Verstöße führen zu blockierten Hilfskorridoren, zerstörter Infrastruktur und verzögerten Evakuierungen Verwundeter. Krankenhäuser, Schulen und Versorgungseinrichtungen geraten dadurch schnell an ihre Belastungsgrenzen. Laut des United Nations Environment Programme (UNEP) behindern die ständigen Angriffe nicht nur die Versorgung, sondern verschärfen langfristig auch die Lebensbedingungen der Menschen in Gaza [UNEP, 2025].
Das Muster wiederholter Brüche verdeutlicht: Humanitäre Hilfe ist ohne eine stabile, überwachte und respektierte Waffenruhe kaum möglich. Jede Unterbrechung führt direkt zu verschärftem Leid, erhöhtem Sterberisiko und einem Verlust an Vertrauen in internationale Vermittlungsakteure. Die Bevölkerung ist damit in einem permanenten Zustand von Unsicherheit, Zerstörung und Unterversorgung gefangen.
Die Klimakatastrophe im Schatten des Krieges
Während die humanitäre Not in Gaza seit Jahren im Fokus der Berichterstattung steht, wird die Klimadimension des Konflikts häufig übersehen. Bombardierungen, Zerstörung von Infrastruktur und die massiven Brände im urbanen Raum verursachen erhebliche Treibhausgasemissionen und verschärfen lokale Umweltprobleme. Nach Schätzungen übersteigt der Kohlenstoff-Fußabdruck des Gaza-Kriegs den vieler ganzer Länder [The Guardian, 2025].
Treibhausgasemissionen aus den ersten 15 Monaten des Konflikts – geschätzt in Tonnen CO₂-Äquivalent. [The Guardian, 2025]
Hinzu kommt die Zerstörung von Gebäuden und Straßen: Trümmer, Staub und Rußpartikel verschmutzen die Luft, was Atemwegserkrankungen und andere gesundheitliche Probleme verschärft. Die Wiederaufbauarbeiten selbst verursachen zusätzliche Emissionen und Verbrauch natürlicher Ressourcen. Greenpeace beschreibt die Lage in Gaza als „versengtes Land“, das durch Krieg und Zerstörung langfristig ökologisch verwüstet wird [Greenpeace, 2025].
Der Konflikt zeigt, wie militärische Auseinandersetzungen Klima- und Umweltkrisen verstärken. Die humanitäre Krise und die Umweltzerstörung sind eng miteinander verknüpft: Instabile Versorgungslagen, zerstörte Infrastruktur und Mangel an Ressourcen führen zu einer Spirale, die sowohl Menschenleben als auch die Umwelt belastet. Ohne Frieden und Stabilität lässt sich die Klimakatastrophe in Gaza nicht eindämmen. Jede nachhaltige Lösung muss nicht nur humanitäre Hilfe sichern, sondern auch Maßnahmen zum Schutz von Ressourcen, Infrastruktur und Ökosystemen berücksichtigen.
Neue Erkenntnisse zur Umweltbilanz des Gaza-Konflikts
Eine Studie aus Großbritannien beleuchtet erstmals quantitativ das enorme Ausmaß der Umwelt- und Klimaauswirkungen durch den Konflikt. Laut der Untersuchung beliefen sich die Treibhausgas‑Emissionen allein in den ersten 120 Tagen des Krieges auf eine Größenordnung, die größer ist als die jährlichen Emissionen von 26 Staaten. [Lancaster University, 2024].
Die Studie unterteilt den Klimafußabdruck des Konflikts in drei Phasen:
- Vorbereitung & Kriegsinfrastruktur: Schon durch den Bau militärischer Anlagen, Tunnel und Verteidigungsanlagen entstand eine signifikante Menge an CO₂‑Äquivalenten.
- Direkte Kriegshandlungen (Bombardierungen, Transporte, Kampfhandlungen): Hier entstehen durch Luftangriffe, Panzer‑ und Fahrzeugbewegungen sowie Munition und Sprengstoffe erhebliche Emissionen. Die Studie schätzt 420.000–652.000 Tonnen CO₂eq allein in den ersten vier Monaten.
- Nachkriegsphase – Wiederaufbau und Müllentsorgung: Der Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur sowie das Räumen von Trümmern erzeugt Emissionen in einer Größenordnung, die mit dem Jahresausstoß von mehr als 135 Staaten vergleichbar sind.
Die Umweltbelastung betrifft nicht nur CO₂‑Emissionen. Ein Bericht des UNEP zeigt, dass in Gaza Wasser‑ und Abwassersysteme zerstört wurden, Müll‑ und Abfall‑Management zusammenbrach und die Luft‑ und Wasserqualität stark leidet [UNEP, 2025].
Klimakonferenz in Dubai – Proteste überlagern den Klimaschutz wegen des Gaza-Kriegs. [Süddeutsche Zeitung, 2023]
Diese Zerstörung hat unmittelbare gesundheitliche Folgen: Ohne sauberes Wasser, funktionierende Sanitäranlagen und eine stabile Energie‑ und Infrastruktur steigt das Risiko für Krankheiten, Mangelernährung und Umweltvergiftungen dramatisch. Warum diese Erkenntnisse wichtig sind:
- Konflikte sind Klimafakten: Kriege sind nicht nur humanitäre und politische Katastrophen. Sie tragen massiv zur globalen Erwärmung bei und das mit einer Wirkung, die viele Staaten übertrifft. Der Gaza‑Konflikt demonstriert, wie Krieg und Umweltzerstörung Hand in Hand gehen.
- Klima‑ und Friedenspolitik müssen verzahnt werden: Umweltverschmutzung, Zerstörung von Infrastruktur und Gesundheitsrisiken sind langfristige Folgen, die Jahre oder Jahrzehnte andauern können. Nachhaltige Friedensbemühungen müssen daher auch ökologische Wiederaufbau‑ und Rehabilitationspläne einschließen.
- Militärische Emissionen sichtbar machen: Die Studie fordert verpflichtende Offenlegung militärischer Emissionen, etwa im Rahmen der UNFCCC. Nur so kann die Klima‑Last von Kriegen realistisch in globale Klimabilanzen integriert werden.
Für die Menschen in Gaza bedeutet das: Der Wiederaufbau ist nicht nur eine Frage von Wohnungen, Schulen oder Krankenhäusern. Es geht um sauberes Wasser, gesunde Böden und Luft, Hilfs‑ und Sanitärinfrastruktur – kurz: um Lebensbedingungen, die dauerhaft tragfähig sind.
Frieden als Schlüssel für Stabilität
Der Gaza-Konflikt zeigt in bedrückender Klarheit, dass Gewalt, politische Machtspiele und geopolitische Interessen eng miteinander verflochten sind. Die humanitäre Krise – mit Tausenden Toten, zerstörter Infrastruktur und blockierter Versorgung – ist nur die sichtbarste Dimension. Zugleich verdeutlicht der Krieg, dass selbst moderne Militärüberlegenheit keine Garantie für Kontrolle ist: Internationale Vermittler und Druck durch globale Akteure können Konfliktverläufe entscheidend beeinflussen.
Die Klimafolgen des Krieges werden oft übersehen, sind aber gravierend. Zerstörte Wasser- und Energieinfrastruktur, massive Staub- und Rußbelastungen, hohe Treibhausgasemissionen und zusätzliche Umweltbelastungen durch den Wiederaufbau verschärfen die Krise langfristig. Jede Eskalation verschärft sowohl das menschliche Leid als auch die ökologische Verwundbarkeit der Region. Frieden ist somit nicht nur moralisch geboten, sondern auch ökologisch und strategisch sinnvoll.
Eine nachhaltige Lösung erfordert daher mehr als kurzfristige Waffenruhen. Nur durch langfristige Stabilität, politische Anerkennung und diplomatische Kooperation kann humanitäres Leid gemildert und die Klimakrise in Gaza eingedämmt werden. Dazu gehört insbesondere eine umfassende internationale Anerkennung Palästinas als eigenständiger Staat, vor allem durch jene Akteure, die bisher zögern – darunter die USA, große Teile Westeuropas und weitere geopolitisch einflussreiche Staaten.
Eine solche Anerkennung würde Palästina nicht nur diplomatisch aufwerten, sondern auch rechtlich stärken – etwa durch die Möglichkeit einer Vollmitgliedschaft in den Vereinten Nationen. Autonomie entsteht jedoch nicht allein durch formale Anerkennung, sondern durch konkrete politische und territoriale Schritte: die Festlegung international anerkannter Grenzen, die Beendigung der Besatzung, die Aufhebung von Blockaden, der Aufbau funktionsfähiger ziviler Verwaltungsstrukturen sowie internationale Sicherheitsgarantien. Erst diese Kombination schafft die politische und rechtliche Grundlage für einen stabilen, dauerhaften Frieden.
Internationale Akteure müssen zudem konsequent Menschenrechtsstandards durchsetzen und wirtschaftliche Interessen nicht über humanitäre Verpflichtungen stellen. Die selektive Anwendung internationaler Normen – je nach geopolitischem Vorteil – schwächt nicht nur die Glaubwürdigkeit westlicher Demokratien, sondern verlängert auch Konflikte, die längst lösbar wären.
Die Lehre ist klar: Frieden, Humanität und Klimaschutz hängen untrennbar zusammen. Jede nachhaltige Intervention muss diese drei Dimensionen berücksichtigen. Ohne politische Stabilität werden humanitäre Hilfe und Klimaresilienz in der Region dauerhaft gefährdet bleiben.
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